Es gibt viele Argumente die gegen einen klassischen Diaprojektor sprechen. Eine Alternative ist die
Betrachtung von Filmmaterial über den heimischen Fernseher oder PC. Voraussetzung ist jedoch die Digitalisierung
der Dias oder Negative. Eine Methode ist das Abfotografieren mit einer Digitalkamera.
Meine im Folgenden beschriebene Methode zeichnet sich durch einige positive Eigenschaften aus::
Kamera und Objektiv |
Wer über kein Makroobjektiv mit entsprechendem Abbildungsmaßstab verfügt, kann mit Zwischenringen oder einem
Balgengerät arbeiten. In meinem Fall verwende ich zwei Zwischenringe von 13 mm und 20 mm in Kombination
mit einem Standard 50mm Objektiv. Meine Digitalkamera hat durch die Größe des Sensors eine Brennweitenverlängerung
um den Faktor 1,5. Blende 8 mit einer Belichtungszeit von 1/6 s ergibt die besten Ergebnisse.
Beleuchtung |
Als Belechtung dient eine LCD-Hintergundbeleuchtung eines Notebooks. Die Beleuchtungseinheit habe ich
von allem Unnötigen befreit, mit einer Glasscheibe versehen und in ein eigenes Gehäuse gebaut.
Eine Spannungsregelung (18,5V / 5V) und ein Steckernetzteil sind ergänzt. Die Beleuchtung ist sehr
gleichmäßig weiß und wenig diffus.
Einzelteile |
Die Kunststoffteile sind mit Hilfe der CNC-Fräse gefertigt. Hier die Klappe zum Niederhalten des Filmmaterials.
Die Filmauflage ist eine aufwändige Konstruktion. Die rechte und linke Begrenzung
für den Bildausschnitt kann einzeln verstellt werden, eine vertikale Verstellung
ist insgesamt möglich. Alle Kunstoffteile sind sehr genau gefräst.
Die Klappe zum Niederhalten des Fimmaterials in der Version mit einer Glasscheibe und
noch ohne Justiermöglichkeit der seitlichen Bildbegrenzung.
Die Halteplatte für die Kamera und die Objektivstützte sind verschieb- und fixierbar. Die Objektivstütze
ist erforderlich, da das Spiel in der Mechanik (Bajonett, Ojektivfokus) zu groß ist. Ein Gegenstoßen würde
sonst den Bildausschnitt jedesmal verstellen. Der stabile Aufbau erlaubt den Verzicht auf die Spiegelvorauslösung
der Kamera. Das spart immerhin 3 Sekunden pro Bild.
Erfahrungen |
Kratzer im Film werden erst durch diffuses oder schräg einfallendes Licht sichtbar.
Eine LCD-Hintergrundbeleuchtung hat offensichtlich einen hohen Teil an parallelem Licht. Im Vergleich
mit einem gekauften Scanner schneidet meine Variante deutlich besser ab. Das war das K.O.-Kriterium
für den gekauften Scanner. Die Funktion der automatischen Kratzerentfernung über die Auswertung
eines Infrarotbildes verbessert die Qualität nur unwesentlich.
Hier ein direkter Vergleich:
Mit einem Filmscanner (250,00 Euro Klasse) digitalisiert. Die Kratzer sind sehr deutlich zu sehen.
Die automatische Wiederherstellung der Farben für dieses alte und verblichene Farbnegativ funktioniert
gut.
Mit der Digitalkamera abfotografiert. Die hellen Streifen am Kopf der Meerjungfrau sind Verschmutzungen
an ihr selbst und keine Kratzer.
Eine weitere Untersuchung des Effektes ist an folgenden Bildern zu sehen. Hier habe ich die Lichtquelle
teilweise abgedeckt. Beim ersten Bild ist die LCD-Hintergundbeleuchtung ca. 8cm vom Negativ entfernt positioniert.
Beim zweiten Bild ist die Beleuchtung diffuser, da sie ca. 25cm entfernt ist. Die Kratzer treten wesentlich deutlicher hervor.
Die Auflösung der Kamera (3008 x 2000) ist für die Digitalisierung ausreichend.
Die Filmkörnung ist in der Regel merklich gröber. Allein bei knackscharfem Filmmaterial (Kodakchrome) würde
eine höhere Auflösung von Vorteil sein.
Die Farbtiefe bei Verwendung des JPG-Formates ist 8 Bit. Altes Fimmateial und Negative
müssen grundsätzlich farblich nachbearbeitet werden, eine Farbtiefe von 8 Bit hat sich bei mir als ausreichend erwiesen.
Im unhandlichen RAW-Format ist die Nachbearbeitung deutlich aufwändiger. Wichtig ist, den Weißabgleich der Kamera auf jedes Filmmaterial
erneut einzustellen. Die Kamera arbeitet intern mit 12 Bit Farbtiefe und der 8 Bit Farbraum verschiebt sich so in den entscheidenden
Bereich. Die Kamera verteilt intern den Helligkeitsbereich des Bildes relativ gut auf diese 8 Bit. Diese Erkenntnis hat mich
unzählige Experimente gekostet, Kompromisse würde ich hier nicht eingehen.
Hinter Glas gerahmte Dias werden oft nach einigen Jahren, und nicht ganz trockener Lagerung, durch Pilze befallen.
Die Reinigung alter Dias erfolgt bei Bedarf mit einem Gemisch aus 90% Spiritus und 10% Wasser
und einem Mikrofasertuch.
Eine sichere digitale Archivierung ist heute nicht bekannt. Auf keinen Fall sollte eine digitale Sicherung die originalen Filmstreifen ersetzen. Sind die Dias vom Rahmen befreit, können sie platzsparend gelagert (trocken und dunkel) werden.
Ein weiteres Projekt aus dem Bereich der Fotografie:
Umbau PK-Objektiv